Datum: Mai 2022
DAS PASSIONSSPIEL
Das Oberammergauer Passionsspiel ist ein Laientheater-Stück über das Leiden Christi, das alle 10 Jahre von den Bürgern des oberbayerischen Städtchens aufgeführt wird.
Damit lösen die Oberammergauer ein Gelübde aus dem 17. Jahrhundert ein. Das überdachte Theatergebäude wurde 1900 errichtet und fasst 4.500 Sitzplätze. Die Bühne stammt aus den dreißiger Jahren. Für 2022 wurde sie zu einem römischen Forum umgebaut.
Die Regeln für die Mitwirkung bei der Passion sind streng: nur waschechten Oberammergauern wird die Teilnahme gestattet.
Im Jahr 1633 leistete der Ort am Fußrand der Alpen, gebeutelt von Krieg und Seuche, wie er war, ein Gelübde: Die Einwohner von Oberammergau schworen, regelmäßig das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn niemand mehr an der Pest stürbe.
Der Himmel zeigte Erbarmen, die Oberammergauer wurden erhört und die Dorfgemeinschaft hält an ihrem Versprechen bis heute fest.
Über die Jahrhunderte hinweg bot man jeglichen Versuchen, die Aufführungen zu verhindern, die Stirn und räumte weltliche sowie religiöse Hindernisse aus dem Weg. Längst haben sich die Spiele zu einem großformatigen Event gemausert. Besucher reisen aus der ganzen Welt an. Jede Familie im Ort ist irgendwie eingebunden, ein jeder bekommt eine Rolle: 1.400 Oberammergauer aus den unterschiedlichsten Berufen werden Schauspieler, lassen Bärte und Haare wachsen und schreiben weiter an der Geschichte des weltweit erfolgreichsten Laienspiels.
• TIPP •
Die Passionsspiele finden im Zehnjahres-Rhythmus statt, die nächsten sind für 2030 geplant. Da bis zu 500.000 Besucher erwartet werden, ist zu empfehlen, sich rechtzeitig um eine Unterkunft zu kümmern.
Die Vorstellung findet in zwei Teilen statt und dauert am Nachmittag ca. 3 Std., dann folgt eine lange Pause. Der zweite Teil beginnt um 20.00 Uhr und dauert bis ca. 22.30 Uhr. Der Termin 2020 wurde – durch Covid bedingt – um zwei Jahre verschoben. BÜHNE AKUT war 2022 dabei.
OBERAMMERGAU
Der kleine Ort in den Bayerischen Alpen ist, zumindest hinsichtlich Speis‘ und Trank, gut auf die vielen Touristen eingestellt.
Rund um das Theater gibt’s reichlich Restaurants und auch auf dem Gelände befindet sich eines mit Außenbereich. Allerdings platzen die Hotels, auch in der nahen Umgebung von Oberammergau aus allen Nähten. Wahrscheinlich reservieren die Besucher schon Jahre vor den Passionsspielen.
Der Ort ist hübsch, klein, erwartungsgemäß sehr religiös geprägt und hervorragend organisiert. Viele Geschäfte und Lädchen vermitteln ein durchaus munteres touristisches Stadtbild mit allerhand Folklore. Sakrales Kunsthandwerk steht natürlich überall im Mittelpunkt. Man gewinnt den Eindruck, dass gefühlt in jedem zweiten Haus Holzschnitzer werkeln: Die Ergebnisse dieser Fertigkeit sind breit gefächert, von gediegenem Kunsthandwerk bis Kitsch ist für den zahlenden Gast alles dabei.
DB ANREISE
Ab München geht’s über Murnau mit der Bimmelbahn über Saulgrub, Bad Kohlgrub, Unterammergau bis Oberammergau.
Pünktliche Anreise mit der Bahn kann durchaus glücken, ist aber keineswegs selbstverständlich. Leidgeprüfte, gelehrige Bahnkunden kalkulieren Zugausfälle und Verspätungen ein. Allerdings sollte man beachten, möglichst nicht nach 22.00 Uhr in Saulgrub einzutreffen, denn dann wird es schwierig mit dem Taxi zum Hotel AURA.
Eine Nachtwanderung gegen Mitternacht mit Gepäck, wie sie uns die DB bescherte, ist nur begrenzt lustig und kann trotz wunderbarer Luft und Sternenhimmel in deutlichem Frust enden, weil die Ausschilderung nicht unbedingt mit dem Weg zum Hotel konform geht. In diesem Fall ist ein funktionierendes Mobiltelefon absolut hilfreich. Leider war unser Akku erschöpft: Die Bahn hält böse Fallen bereit, wir konnten nicht aufladen, weil in unserem Waggon die Steckdosen nicht arbeiteten. Ein barmherziger Autofahrer – er hatte die Passion bereits besucht – fand uns auf einem Feldweg und brachte uns zum Hotel.
HOTEL
AURA, Saulgrub
Grundsätzlich ist es schwierig, kurzfristig im näheren Umfeld von Oberammergau eine Unterkunft/Hotel zu finden.
In Saulgrub, von Oberammergau ca. 15 km entfernt, befindet sich das Hotel AURA, in den 1960iger Jahren als Erholungsstätte für Blinde und Seh-Eingeschränkte gebaut. Es wurde im Lauf der Jahre mehrfach umgebaut und erweitert, ist gepflegt und ordentlich. Man kann dort sehr gut wohnen, mit Wellnessbereich und Sauna (evtl. geschlossen). Küche, auf Wunsch mit Frühstück oder Voll- bzw. Teilpension.
Das Restaurant hat abends – meistens – länger geöffnet und auch nach Vorstellungsschluss gegen 23.30 Uhr bekommt man noch Wein und Bier und ein paar Wiener mit Brot. Die ganze Gegend ist eben auf Pasionsspiel-Gäste eingerichtet.
TAXI
Ohne Taxi geht es nicht zu diesem Hotel!
Das Haus liegt knapp 2 km vom Bahnhof Saulgrub entfernt und ca. 15 km von Oberammergau. Das Hotel kümmert sich sehr gern um ein Abhol-Taxi, wenn man lieb darum bittet, vor allem rechtzeitig. Diese fahren allerdings nur bis ca. 22.00 Uhr und es ist mit Wartezeiten zu rechnen, weil dann die Aufführung in Oberammergau endet und alle Taxen dorthin gerufen werden.
KÜCHE
Nach Vorstellungsschluss um 22.30 Uhr wird’s auch direkt im Ort Oberammergau schwierig.
Besser ist, man richtet sich darauf ein und sucht sich beizeiten ein passendes Restaurant nach der ersten Vorstellungshälfte, also in der langen Pause.