Reisebericht Meiningen

Datum: im September 2023
Opernhaus: Staatstheater Meiningen
Vorstellung: Die Feen – Oper von Richard Wagner
Dem geneigten Theaterpublikum ist das Städtchen Meiningen im Thüringischen, obwohl einsam in weiter Hügel- und Waldlandschaft gelegen, durchaus ein Begriff: Herzog Georg II. zu Sachsen-Meiningen-Hildburghausen läutete Ende des 19. Jahrh. eine tiefgreifende Theaterreform ein.

Das Meininger Hoftheater zog mit seinen Gastspielen durch ganz Europa, spielte Shakespeare – auf Deutsch – selbst in London.

Der „Theaterherzog“ hatte Kunstgeschichte und Malerei studiert und verfügte über ein bemerkenswertes zeichnerisches Talent. Er führte selbst Regie, entwarf Bühnenbilder und Kostüme und ging mit seinen Reformen des Regietheaters, den sogenannten Meininger Prinzipien, in die Kulturgeschichte ein.

Bauherr des Großen Hauses war selbstredend auch Georg II. Aus seiner privaten Schatulle finanzierte er den Musentempel mit 1,5 Millionen Reichsmark, nachdem 1908 der Vorgängerbau abgebrannt war.

Höchst beeindruckend ist die kurze Bauzeit von nur 20 Monaten. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Der gediegen-neoklassizistische Bau ersetzt seither den klassizistischen Vorgänger.

Krieg und DDR-Zeit überstand das Theater weitestgehend unbeschadet. 2010/2011 wurde eine Generalsanierung des Großen Hauses durchgeführt. Dabei konzentrierte man sich auf die Modernisierung und Erweiterung des Bühnenhauses samt kompletter Technik.

Bis heute nimmt das Staatstheater Meiningen, das am Rand der historischen Altstadt an der repräsentativen Bernhardstraße mit ihren einstigen Regierungsbauten liegt, als Wiege des modernen Regietheaters eine Sonderstellung in der Theaterwelt ein.

ANREISE

Mit der DB kommt man vom ICE-Halt Eisenach mit der Regionalbahn nach ca. 1 Std. in Meiningen an.
Ein wenig fremd und mit Vorsicht zu genießen ist die Nutzung der Bahnsteige und Gleise. Am besten hört man dazu auf die guten Ratschläge des Bahnpersonals.

TAXI

stehen direkt am Bahnhof bereit!

HOTEL

Das 4-Sterne Hotel „Sächsischer Hof“ ist vom Bahnhof in ca. 10 Min. Fußweg durch einen Park zu erreichen.
Das Haus, in dem schon Helmut Kohl nächtigte, wurde nach einiger Zeit der Schließung im Frühjahr 2023 neu eröffnet und ist ein wahrer Glücksfall für das Theater, denn es ist nur wenige Minuten von der Spielstätte entfernt. Die Zimmer sind angenehm groß, sauber und das Preis-Leistungsverhältnis ist über die Maßen ordentlich.

KÜCHE

Zur freudigen Überraschung für hungrige Theatergäste bietet das entzückende Restaurant im „Sächsischen Hof“ nach Vorstellungsschluss bis Mitternacht eine Abendkarte mit kleinen Gerichten an.
Dieses Angebot wird offenbar gern angenommen, so dass sich gegebenenfalls eine Reservierung anbietet.

•  TIPP  •

Vom Hotel bis in die historische Altstadt ist es nur ein Katzensprung!
Auch außer Theater und Theaterherzog hat das thüringische Städtchen einiges zu bieten, so das einstige Residenzschloss, eine hübsche Altstadt mit Marktplatz, drei Museen und der Städtischen Galerie. Am großen Markplatz sind viele historische Häuser erhalten, es gibt Restaurants, auch mit Außengastronomie, Geschäfte und Buden. Wir haben den Eindruck, dass Meiningen, die Kleinstadt, die – nur ca. 10 km von der früheren innerdeutschen Grenze entfernt – bis 1989 im absoluten Abseits lag, Touristen und Gästen ein bemerkenswertes Programm zu bieten hat.

MUSEUM

In der Remise des Schlosses befindet sich das Theatermuseum, das als solches wohl ziemlich einmalig sein dürfte.
Wir nahmen an einer sehr informativen Führung teil, bei der ein historisches Bühnenbild im Originalformat in eine Lightshow getaucht wurde. Der Besuch lohnt sich, es ist allerdings noch deutlich Luft nach oben. Das Museum soll daher ausgebaut werden.
Eine Dauerausstellung gibt Einblick über Bühnenbildentwürfe und Kostümfigurinen Herzog Georg II.

Michael Kaminski hat „Die Feen“ für DIE DEUTSCHE BÜHNE besprochen:
https://www.die-deutsche-buehne.de/kritiken/musiktheater-meiningen-wagner-feen/?highlight=die+feen