Datum: im Juli 2022 – Corona-Zeit
Es war einmal bedeutend und mächtig, das Fürstentum derer von Reuß ältere und jüngere Line.
Unter seiner Herrschaft erblühte Gera Ende des 18. Jrh zu einer der reichsten Städte Deutschlands als Industriestandort, vor allem für die Tuch- und Wollwarenmanufaktur.
Hoch über dem Fluss residierten die Herrschaften von Reuß in Schloss Osterstein, unten im Tal, am Fuße der Weißen Elster, lagen Orangerie und das Fürstlich Reußische Hoftheater. Die Einweihung fand am 18. Oktober 1902 statt und es zählte bei Eröffnung 1902 zu den fortschrittlichsten Häusern seiner Zeit, da es Theater und Konzertsaal in einem Gebäude vereinte. Das Theater war aber keine „privatartige Schloßbühne“, sondern eine Landesbühne mit Oper, Schauspiel, Operette und bot 1100 Besuchern Platz. Im November 1945 erfolgte die Umbenennung des Reußischen Theaters in Bühnen der Stadt Gera. Seit 2019 firmiert das Theater unter Theater Altenburg Gera.
Die Stadt Gera hatte in mehrfacher Hinsicht Pech:
Die Alliierten bombardierten die Stadt massiv im April 1945 – weil Industrie-Standort – und der DDR passte die historisch-aristokratische Vergangenheit einfach nicht in die Ideologie eines Arbeiter- und Bauernstaates. Das, was nach dem Krieg übrig blieb vom einstigen Gera, zerlegten die Abrissbagger in den 50-iger und 60-iger Jahren. Der verbliebene Rest der einst wohlhabenden Stadt hält sich in überschaubaren Grenzen.
Nach der Wende hat sich einiges getan. Zwar wurde das Theater von den Spuren der DDR befreit und auch in der Stadt wurde renoviert, aber es braucht doch einiges an Phantasie, sich das heutige Gera in Glanz und Glorie vorzustellen.
ANREISE
Nach Gera führt uns die Reise ins tiefste Thüringen.
Letzter ICE-Halt ist Erfurt, ab da geht es weiter mit der Regionalbahn, vorbei an halb verfallenen Gebäuden, verlassenen Bahnhöfen. Auch dem Bahnhof Gera ist der Prunk vergangener Zeit längst abhandengekommen. Bombardierungen des zweiten Weltkrieges haben dem imposanten Bau schwere Schäden zugefügt, weiteres zur Verwandlung in ein nichtssagendes Gebäude erledigte man 1958.
TAXI
Der Bahnhof ist heute erstaunlich harmlos, die Taxen rar.
Als wir auf dem Bahnhofsvorplatz ankamen, waren hier bestimmt 20 Polizeiwagen im Einsatz. Auf unsere Nachfrage, ob die Polizei einen Betriebsausflug macht, erfuhren wir, dass eine Demo gegen Corona-Maßnahmen stattfindet.
KÜCHE
Auf der Suche nach etwas Essbaren
landeten wir nach einer mehr als 7-stündigen Bahnfahrt in dem einzigen Restaurant/Café Downtown, in Bahnhofsnähe, das Corona trotzte und geöffnet hatte: rustikal, deftig, sowohl die Einrichtung wie auch die Speisen – aber für uns genau richtig!
HOTEL
Vom Hotel Mercure Gera City, führt ein traumhaft kleiner Weg durch den Park zum Opernhaus, aber das war`s auch schon mit den Träumen.
Corona ließ uns keine Chance nach Theaterschluss irgendein Restaurant aufzusuchen, der hässliche Virus hatte die Stadt komplett lahmgelegt!
Wir lasen leckere Speisekarten an diversen geschlossenen Gaststätten, gaben schließlich mit knurrendem Magen auf und bestellten nach der Vorstellung im Hotel Spagetti und Pizza beim Lieferservice aus einem Imbiss im Pappkarton. Die Damen an der Rezeption waren sehr freundlich und lieferten das Besteck.
Wenn nicht gerade Corona-Maßnahmen das normale Leben aushebeln, hat auch nach 22.oo Uhr die Hotel-Bar geöffnet.
• TIPP •
Die Schlossruine Osterstein wurde in den 60-iger Jahren abgerissen.
Übrig blieb der Bergfried der Burg aus dem 12. Jahrh. als Aussichtspunkt auf Gera und das Elstertal. In den verbliebenen Ruinen befindet heute sich ein kleines Café im klassischen DDR-Schick.
MUSEUM
Am Fuße der Burg, direkt neben der Marienkirche befindet sich das Geburtshaus des Malers und Grafikers Otto Dix (1891-1969), Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde das rekonstruierte Geburtshaus der Öffentlichkeit als Museum und Galerie übergeben.
Gemälde der Otto-Dix-Sammlung, die zu den Kunstwerken internationalen Ranges zählen, ziehen kunstinteressierte Besucher aus aller Welt an. Ist bestimmt sehr spannend, unser Besuch fiel aber ebenfalls der Pandemie zum Opfer.
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